Mitteilungsblatt Windeck, 09.10.2015

Mutti und Fathi

Fathi Cevikkkollu brillierte mit seinem Programm "Emfathi" im Herchener Haus des Gastes

Am 1. Oktober erlebte der Windecker Matinee Verein den emfathischsten Abend seiner mittlerweile über 20-jährigen Geschichte. Mit Fathi Cevikkollu kam ein Künstler auf die Bühne des Haus des Gastes in Herchen, für den Respekt, Mitgefühl und Freundschaft im wahrsten Sinne des Wortes Programm sind.
Im leichten Plauderton, so als kenne man sich schon ewig und sitze daheim am Küchentisch, legte er pointiert seine Sicht auf aktuelle politische und gesellschaftskritische Themen dar, gerne auch im direkten Dialog mit seinem Publikum.
In dieser Runde darf natürlich auch die Politprominenz nicht fehlen, so wie unserer aller Bundes-Mutti, Schäuble - die schwarze Null- oder Erdogan, der Bospo-Russe. Cevikkollu beherrscht das Spiel mit Worten und hält uns gleichzeitig treffsicher den Spiegel vor: Warum sind wir wochenlang schockiert, wenn bei einem Flugzeugabsturz über den Alpen 160 Menschen sterben, uns aber die 700 Toten eines Schiffunglücks im Mittelmeer ziemlich gleichgültig lassen? Nun, im einen Fall sind die Opfer Deutsche - im anderen eben "nur" Syrer oder Afrikaner.
So bietet Fathi Cevikkkollu bestes politisches Kabarett, das aber nie verletzend oder herabsetzend ist, sondern von Empathie geprägt ist. Dass er auch über ein großes komödiantisches Talent verfügt, stellt Cevikkkollu unter Beweis, wenn er seinen brasilianischen Freund Jao auf die Bühne holt. Denn wenn dieser in breitestem Portugiesisch die Geschichte von "Hapungzao" (Rapunzel) erzählt, bleibt kein Auge trocken.
Damit löste Cevikkkollu das Versprechen ein, das er seinem Publikum zu Beginn der Veranstaltung gegeben hatte: Sie werden mehr lachen, als Sie bezahlt haben. Wer diese Gelegenheit verpasst hat, einen bundesweit bekannten Kabarettisten der Extraklasse live in Herchen zu erleben, muss nicht traurig sein. Fathi Cevikkkollu kommt wieder - schließlich sind wir ja nun Freunde.


01.10.2015

Fatih Cevikkollu trat im Haus des Gastes auf

Der Kabarettist Fatih Cevikkollu kürte bei seinem Auftritt im Herchener Haus des Gastes Deutschland zum Weltmeister der Herzen.


 

Windeck. Zwei Weltkriege, vier Fußball-Weltmeistertitel, null Freunde, das war einmal, meint Fatih Cevikkollu. Jetzt ist Deutschland Weltmeister der Herzen, der Flüchtlinge sei dank. "Wir stehen endlich wieder gut da. Ein tolles Imageprogramm." Zähne zeigen muss ein Kabarettist, doch bei Cevikkollu paart sich die Bissigkeit mit tiefer Menschlichkeit, das erlebte das restlos ausverkaufte Herchener Haus des Gastes. Humanismus plus Humor plus Gesellschaftskritik, da blitzten auch die Zähne der Zuschauer - vor Lachen.
"Emfatih" heißt das neue Programm des für seine Kleinkunst mehrfach ausgezeichneten Kölners. Seit zehn Jahren tourt der gelernte Schauspieler durch die Republik, zum ersten Mal gastierte er auf Einladung des Matineevereins, der erneut ein glückliches Händchen bei der Auswahl für sein Kabarett-Abo bewies. Die Reihe war in einer Viertelstunde ausverkauft. Emfatih ist natürlich ein Wortspiel aus Mitgefühl (Empathie) und seinem - türkischen - Vornamen.
Das schließt sich an an "Fatihland", "Fatihtag" und "Fatih unser". Einem breiten Publikum bekannt geworden ist er allerdings durch seine TV-Rolle des leicht tumben Murat als Partner von Atze Schröder. "Vom Quotenkanaken zum kritischen Kabarettisten", witzelte Cevikkollu scharf. Und imitierte gleich darauf das "politisch korrekte Lachen" des Publikums: "Hohoho. Nur nicht so verklemmt. Ihr dürft lachen. Ihr müsst es sogar." Und wo geht das besser, als im sozialen Netzwerk Theater. "Facebook, das ist doch organisierte Einsamkeit: Du hast 500 Freunde, und bei einem Stromausfall sind alle weg."
Murat war gestern, jetzt, als Künstler solo, als Privatmann verheiratet mit einer Sängerin und Vater einer neunjährigen Tochter, ist Fatih Fatih (Vati). Mit dem Wort als Waffe blitzt seine Intelligenz, seine Wortgewandtheit, seine Frechheit. Er jongliert mit den Klischees und wirft sie uns wie Bälle um die Ohren. Die türkische Mami, ihr habt sie doch vor Augen, gekleidet in ein graues Zelt und mit buntem Kopftuch, damit man weiß, wo oben ist. Kennt man doch, ist doch so!
Die Technik, die Gedanken seiner Zuschauer laut auszusprechen, hat er perfektioniert. Das entwaffnet und stellt bloß, reißt aber keine Wunden. Denn der Warner und Mahner setzt ganz aufs Gefühl, gibt den Gästen auch Streicheleinheiten und macht klar: Er ist einer von uns. "Wir sind Freunde. Die müssen sich aber die Wahrheit sagen. Und das tut manchmal weh."

 

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