Dem Neidfaktor auf der Spur
Kabarettist Horst Schroth kramte im Giftschrank der Verwandtschaft
Es sind die großen Gefühle, die der quirlige Altmeister des Kabaretts, Horst Schroth, auf die Bühne bringt. Als Unternehmensberater Nikolaus Niehoff wühlte er in seinem neuen Programm "Grün vor Neid" mit Hingabe in den geheimen Fächern des Giftschranks von "lieben" Verwandten und Freunden. Ohne Umwege machte er seinem ungezügelten Zorn im Herchener Haus des Gastes Luft. Wegen Mandy, dem angeheirateten Miststück, war es bei der Testamentseröffnung nach Tante Elsbeths Tod zum Eklat um eine Hutschenreuther-Tasse gekommen. Die Tasse hatte die Flucht aus Ostpreußen überstanden, die Testamentseröffnung überlebt sie nicht. Anklagend, wie ein Fanal für einen Mord, hielt Schroth dem Publikum die zerbrochene Tasse entgegen, die er Mandy an den Kopf geknallt hatte. Warum ist es nicht möglich, dem anderen etwas zu gönnen? Schroth holte weit aus, denn angefangen hatten die Begehrlichkeiten bei Adam und Eva, die deshalb aus dem Paradies geflogen waren. Akribisch vermaß Schroth den überall vorhandenen Neidfaktor in seiner Umgebung. Dazu nahm er eine Zuschauerin aus der ersten Reihe ins Visier und vermutete bei ihr sündhaft teure italienische Stiefel und eine Cartier-Uhr. Auf einer Skala von eins bis zehn erweckt der Senf aus Bautzen keinen Neid, wobei ein Lamborghini volle Punktzahl einfährt. Wie ein tonnenschwerer schwarzer Ball im Innern, geschützt mit Stacheldraht, läuft unentwegt das Vergleichsprogramm im Hirn. Selbst vor Kindern macht es keinen Halt. Der Sohn seines Neffen Jonas kann noch nicht lesen, aber die Initialen von Edelmarken kennt er genau. "Seine Anspruchsliste ist lang wie ein Güterzug", empört sich Schroth über Kindergeburtstage mit Delfinschwimmen und Klassenreisen nach San Francisco.
Mit Hochgenuss ließ sich das dicht gedrängt sitzende Publikum die explosive Unterhaltung zum Thema Schadenfreude und Missgunst wie ein exquisites Sahnetörtchen im Munde zergehen.