Der Black begeisterte mit Liedern und Limericks. Foto: Sandra Ebert

Rhein-Sieg-Anzeiger, Sandra Ebert, 25.03.2014

Auftritt im Haus des Gastes
Ingo Insterburg begeistert in Herchen


Ingo Insterburg hat das Publikum im Haus des Gastes in Windeck-Herchen mit allerlei Schrägem begeistert. Geige, Holzschere, Kuhschellen oder Tuba - Insterburg, langer Weggefährte von Karl Dall, wusste mit jedem Instrument etwas anzufangen.


Windeck. Der Star des Abends trägt Puschen. Flauschige, graue Puschen, aus denen schwarz besockte Fußspitzen hervorlugen. Die hätte Ingo Insterburg, der sich auf der Bühne im rappelvollen Haus des Gastes in Herchen sichtlich zu Hause fühlt, lieber unbekleidet gelassen. Doch ach, die Kunst zwingt dem Komiker die Socke geradezu auf: "Ich spiele ja mit den Zehen Gitarre und ohne Baumwollsocke bekomme ich Blasen!"
Der Neuling im Kosmos des aus Waschmaschinenschläuchen und Klobrillen skurrile Instrumente bauenden Kleinkünstlers mag nun einwenden, mit den Zehen Gitarre zu spielen, gehe doch gar nicht. Doch wer Insterburg auf der Bühne erlebt, der merkt sofort: Erstens geht das wirklich nicht, zweitens lässt sich der langjährige Weggefährte von Karl Dall davon nicht abhalten und drittens kommen bei seiner Fußgitarre derart zahnschmerzerzeugende schräge Töne heraus, dass es eine Freude ist. Das ist gnadenlos und gut und gnadenlos gut in einem Aufwasch.
Zumal der am 6. April 80 Jahre alt werdende Insterburg dazu noch Geige, Holzschere, Kuhschellen oder Tuba spielt. Und das auch gerne mal gleichzeitig. Er singt die zweite Stimme zur singenden Säge, "als wahrscheinlich einziger Mensch auf dieser Welt" - wer zuhört, weiß warum. Bei "Am Brunnen vor dem Tore", begleitet er seinen Gesang sowohl auf der Gitarre - mit dem Fuß - als auch auf der Violine - dabei steckt der Geigenbogen in der Kniekehle und das Instrument wird hin- und hergeschoben. "Für mich klingt das furchtbar", sagt Ingo Insterburg, "aber euch gefällt's ja." Stimmt.  

14 zumeist selbst zusammengezimmerte Instrumente hat Insterburg auf der ganzen Bühne verteilt, greift mal zur "Chinesengeige", einer gestauchten Violine mit nur einer Saite, die er Mozarts "Kleine Nachtmusik" wimmern lässt, mal zu einem Blecheimer mit Cellohals, der verblüffend klingt wie ein Dudelsack. Und während der ganze Saal andächtig zu der knarzenden Melodie "Auld Lang Syne" singt, zählt der Berliner mal kurz eine weitere Verwendungsmöglichkeiten dieses praktischen Instruments auf: "In die Kotztüte im Flugzeug passt ja nicht viel rein, aber hier... War bei Turbulenzen schon mal einer ganzen Sitzreihe sehr nützlich." Eklig? Aber ja. Schließlich ist der Meister des schiefen Tons und der bis zum Anschlag geschraubten Groteske stolzer Erfinder der "Ekellyrik" und schämt sich gar nicht, Volksweisheiten wie diese zu verbreiten: "Macht der Hund auf der Straße Groß, sind seine Würmer obdachlos."

Ingo Insterburg spielt sein Waschmaschinenabflussschlauchsaxophon. Foto: Sandra Ebert

Neben Ingo Insterburg hat sich der Windecker Matineeverein noch den Black eingeladen, und auch der Satiriker und Politsänger zeigt sich in Hochform. Mit Liedern und Limericks nimmt er Politiker und Psychiater, die Bayern und aussterbende Berufe aufs Korn. Zwei gemeinsame Zugaben der langjährigen Weggefährten runden dann auch den gut zweistündigen Hochkaräter ab. Oder um es mit Insterburg zu sagen: Dieses Programm war sehr hochwertig, und sie hatten fertig.

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